Warum „opfern“ wir viel Zeit, um Motive zu erforschen und tieferen Einblick in das Malen mit Licht zu bekommen?

 

Genau betrachtet, verlieren wir keine Zeit, sondern gewinnen 

Zeit. Weil wir inne halten, weil wir entschleuningen, wenn wir uns mit einem Motiv auseinander setzen. Weil wir uns für kurze und lange Momente nicht mitreißen lassen von Oberflächlichkeiten, Ablenkungen und Verführungen. Indem wir uns mit einem Motiv beschäftigen, spüren wir uns intensiv. Ja, wir spüren und fühlen unsere Umgebung, die Natur,  Wir fühlen durch Wahrnehmung Freude und Wahrhaftigkeit. Wir stellen uns dagegen, von der Hast und Schnelllebigkeit mitgerissen zu werden.

 

Wer mehr und mehr in die Fotografie eintaucht, wer Schritt für Schritt vertrauter wird mit der Vielfalt und den Feinheiten von Licht (und Schatten), wer durch genaues Hinschauen Strukturen erkennt, ordnet und Texturen im Geiste auf Flächen projiziert, der findet mehr und mehr ein Spielfeld für seine Kreativität, gestaltet durch Intuition geistige Ansichten.

 

Am Ende sind es Gefühle und Empfindungen, die wir mit dem Malen mit Licht transportieren und weitergeben. Wir schaffen eine soziale, eine kulturelle Ebene für unsere Inspirationen.

 

Woher rührt die Faszination, die uns von der Fotografie erfasst ? 

 

Die Faszination der Fotografie liegt zentral in der Kraft von Bildern. Wer einen Text ließt, erinnert sich vor allem in Form von Bildern an ihn. Wir sehen Bilder nicht nur mit unseren „äußeren“ Augen, sondern sehen Bilder auch mit dem „inneren“ Auge. Traum, Fantasie, Motivation, mentale Bereitschaft. Bilder sind immer im Spiel.

 

Soviel zum Erhalt und Empfang von Bildern.

 

Bilder aber zum Leben zu erwecken und andere mitzunehmen auf seinem Boot der Fantasie, erfordert die Kraft der Vorstellung. 

 

Die Vorstellungskraft ist die Zeugung eines Bildwerkes. 

 

Es ist oft ein langer Weg von der Motivsuche bis zum Bild an der Wand. Es ist persönliche Veranlagung, Talent und viel Arbeit und Übung, dieses Ziel zu erreichen. Fotograf ist jeder, der auf den Auslöser einer Kamera drückt. Ein guter Fotograf ist jemand, der seine Empfindungen an der Wand zeigt. Es geht dabei nicht um Perfektion, Schärfe oder Einhalten von Regeln. Es geht um Loslassen, Konzentration umgeben von Leichtigkeit. Und es geht um Inspiration, Verfremdung, persönliche Gestaltung. Es geht darum, auf dem Bild an der Wand den Wind zu spüren und die Sonne. Den Schrei zu hören und das Zwitschern der Vögel. Den Duft auf der Haut wahr zu nehmen und die Wesenszüge zu erkennen im Gesicht eines Porträtierten.

 

Sich in der Fotografie zu entwickeln, heißt sich fallen zu lassen in seine eigene Gefühlswelt, sich nicht ablenken zu lassen. Und: sich nicht ablenken zu wollen.

 

 

Dieses Phänomen der selbst gewollten Ablenkung zeigt oft kuriose Züge. Psychologen sprechen wahrscheinlich von Ablenkungsverhalten oder Vermeidungstaktiken. Sich selbst und andere mit Oberflächlichkeiten zu beschäftigen, heißt vor allem, eine theoretische Wissenswelt vorzugaukeln, um ja nicht auf die Probe gestellt zu werden. Zeigen zu müssen, dass man ein wahrhaft großer Fotograf ist. Dann lieber an der Oberfläche dümpeln mit Geschwätz, um nicht eintauchen zu müssen in die Tiefen der Kreativität und Sinnlichkeit. Am Ende redet man(n) sich dann um Kopf und Kragen, weil eine Erwartungsangebot gemacht wird, das bei weitem nicht erfüllt werden kann. Die Spirale führt immer weiter nach unten…

Und worüber sprechen - fast ausschließlich Männer - , wenn es um die Fotografie geht ? Nun, vor allem über Daten, Fakten und manifestiertes Halbwissen.

 

Wie haben es Fotografen in der fernen Urzeit der analogen Photographie nur geschafft, so großartige Werke zu gestalten?

 

Wie konnten sie nur überleben ohne die immense Unterstützung unserer modernen Technik?

 

Woher nahmen sie nur ihr Wissen und Können ohne diesen Tsunami an „Fachkompetenz“ und Selektivkenntnissen im Internet?

 

Diskussionen werden auf vielen Foren oft zu Auseinandersetzungen, ja gar Streitigkeiten bis hin zu Unterstellungen und Wutattacken. Es mag böse klingen, aber ich muss gestehen, gerne einmal rein zu schauen in diese Foren, wenn ich ein wenig Erheiterung brauche. Da haut der eine Besserwisser dem anderen Schlaumeier vermeintliches Detailwissen um die Ohren, dass ich mir oft das Schmunzeln nicht verkneifen kann. Hoher Unterhaltungswert mit niedrigen Instinkten. Hauptsache: nur nicht zum Thema kommen, zur Fotografie, zum Malen mit Licht. Und das könnte man tun, indem man keine Zeit im Internet mit Geschwafel verbringt, sondern raus geht oder in´s Studio und seine Vorstellungskraft trainiert, seiner Fantasie freien Lauf lässt.

 

So verläuft es natürlich nicht immer. Es gibt Foren, auf denen  wertvolles Wissen weiter gegeben wird. Es gibt Plätze  mit  freundlichem Auftritt und emphatischem Verhalten.

 

Soviel zu Informationen über mich. Ich gebe damit Einblick in mein Inneres, das elementar mit der Fotografie verbunden ist. Ich habe das Glück gehabt, mit der Schrift und Fotografie mein Leben gestalten und unterhalten zu können. 2001 gründete ich eine Fotoschule, die heute eine führende Rolle in der Welt der Fotoreisen einnimmt. Der Name Freiraum war dabei Programm für mich.

 

Grundlage meiner Betrachtungen zum Innen- und Außenleben der Fotografie beruht vor allem auf meiner Tätigkeit als Fototrainer. Ich durfte vielen Menschen mein Wissen vermitteln und habe vieles von und durch andere/n gelernt. Dabei habe ich interessante Menschen kennengelernt und Freunde gewonnen. Ich habe keine Universität besucht, meine Hochschule waren meine Reisen in viele Länder dieser Erde. Dabei habe ich viel gelernt über fremde Kulturen und mich selbst. Die Kamera war - fast- immer dabei.

 

Noch ein paar Eckdaten zu meinem Leben: Kindheit im bayerischen Regensburg. Schon früh hinter den Elbdeich verpflanzt worden nach Glückstadt. Journalistische Ausbildung, Ressortleiter Sport und Reportage, Chefreporter, Freiberufler, Reisender zu Wasser und auf dem Land, die Grenzen ausgetestet auf Abenteuern in der Arktis, den Ozeanen und den Weiten Sibiriens, ein paar Bücher geschrieben und bebildert. Fast immer aus dem Bauch heraus gelebt. 

 

 

Die Firma Freiraum habe ich inzwischen verkauft an meinen Freund und Kollegen Peter Fischer. Jetzt habe ich meinen Freiraum wieder mit Kamera und Schreibmaschine (Laptop). Meinen Freiraum habe ich zurückgewonnen. Und die Zeit...